der sehnsüchtige blick auf die keksdose

es fing alles ganz harmlos heute morgen mit dem abhören des anrufbeantworters an.

"hallo. ich habe grad' die apotheke angerufen. die haben das rezept nicht per fax bekommen".

ich rufe zurück. danach erkundige ich mich, ob denn "meine apotheke" das fax überhaupt abgeschickt hatte; hatte sie. noch ein anruf in holland. wieder der anruf bei der heimischen apotheke. fax wird nochmal gesendet. nach einer halben stunde der kontrollanruf in den niederlanden. fax ist angekommen. "aber sagen sie mal: sie wohnen ja gar nicht hier." riiichtig! darum kommt das fax auch aus deutschland. nun gut. ich bräuchte das fomular E112. also ist ein anruf bei meiner krankenkasse nötig. "das formular E112? das können sie hier nicht bekommen. sie wohnen ja nicht in den niederlanden". riiichtig! darum rufe ich aus deutschland an. ich erkläre der netten frau am anderen ende des telefons dann nochmal detailliert worum es geht. "also ich verstehe nicht genau was sie brauchen. und ich glaube sie auch nicht". doch, ich brauche das formular E112. "ich gucke was ich machen kann, setze mich nochmal mit der apotheke in holland zusammen und rufe sie im laufe des tages nochmal an". mein blick wandert beunruhigt auf die leere medikamentenschachtel. es folgt der anruf bei der deutschen rentenversicherung. ich habe noch keine bestätigung bekommen, dass meine nachgeschickten unterlagen angekommen wären. "hallo xy am telefon. ihre sozialversicherungsnummer bitte". tja, die habe ich grad nicht vorlegen, aber es reicht ja auch das geburtsdatum, oder? NEIN, das tut es nicht. das macht die frau mir auch im unfreundlichsten ton klar. also schnell auf die knie, ordner gesucht, nummer gefunden, weitergeleitet, 3 stunden in der warteschleife verbracht. dann erfahren das wohl alles nach berlin geschickt wird. ich soll mich doch bitte an die kollegen in der hauptstadt wenden. aufgelegt, neu gewählt. "nein, hier ist nichts angekommen. sie müssen nochmal alles zu uns senden, sonst können wir ihren antrag nicht weiter bearbeiten". aha. und wie die zeit rennt. ich muss los: zum zahnarzt. vor lauter hektik vergesse ich mizis schuhe (tut mir leid anna! ich schicke sie morgen sofort los!!). ich hatte eigentlich nie probleme mit meinen zähnen, aber nach der chemo sind sie sehr anfällig geworden. die zahnärztin schaut mir in den mund und bläst kalte luft an meine zähne. 3 mal schreie ich vor schmerzen auf. meine zähne müssen geröngt werden. "die haarspangen müssen sie aber rausnehmen". alles klar, sind ja nur 20 klammern, die meine haare zusammenhalten. kein problem. nach dem röntgen der versuch die frisur wieder herzustellen; gescheitert. ich komme zurück ins behandlungszimmer. der sorgenvolle blick der ärztin fällt mir als erstes auf. "alles okay bei ihnen, bis auf diesen zahn [sie zeigt mit der hand auf das röntgenbild]. wir werden am montag eventuell eine wurzelbehandlung machen müssen". was? nein. panische angst vor zahnärzten.wurzelbehandlung? was ist das? hatte bis jetzt nur 2 kleine löcher in meinen leben. putze immer. bin überfordert. muss nun montag abend hin. schlottere. okay, tag bis jetzt super. in der bahn (die mich in die stadt bringt, da ich jetzt noch fröhlig mit tausend anderen weihnachtsgeschenke kaufen muss. ho ho ho.) ein kleiner tränenausbruch. das kommt super in der bahn, da man dort so viel privatsphäre hat. ich rufe meinen liebsten an. "alles wird wieder gut. hak' das jetzt erstmal ab. geh auf den weihnachtsmarkt und gönn dir eine tüte schmalzkuchen. nach unischluss komme ich zu dir in die stadt". aufgelegt. das handy klingelt erneut. meine krankenkasse. "hallo. ich konnte nun alles regeln, denke ich. sie sollten die medikamente bald erhalten, hoffe ich". [ich hoffe, noch bevor ich nach mallorca düse]. statt schmalzkuchen (möchte meinen zähnen keinen zucker geben, angst.) kaufe ich 4 rollen geschenkpapier (ich bin geschenkpapier-kaufsüchtig). nun bin ich zuhause, mein liebster ist auf einem dvd abend.

und ich starre sehnsüchtig auf die keksdose.