die frage ist: braucht es einen sinn?

letztens sah ich eine reportage über frustrierte, perspektivlose jugendliche und kinder in köln. mehmet (13 jahre)* liebt sido, bushido und all die anderen "gangster"rapper. die kommen daher, wo auch er lebt (tun die meisten nicht, aber warum nicht die illusion aufrecht erhalten. ach, anderes thema und auch gar nicht meins.), kennen seine sorgen. aber diese leute haben es geschafft, machen das große geld, kriegen detlef D! soost's ausrangierte "popstars" häschen ab und sie haben macht. klingt doch gut. klar, das mehmet das auch sein will. leider hat mehmet es nicht so mit dem schreiben, leider auch nicht mit dem lesen. sein älterer bruder (16 jahre) hilft mehmet öfters mit der rechtschreibung seiner songtexte (warum sein älterer bruder so ganz anderes ist als mehmet, gehört hier nicht hin.). heute ist mehmets ganz großer tag. im jugendhaus seines viertels gibt es ein kleines tonstudio. jan (24 jahre)*, einer der betreuer und selber rapper (eher so in die blumentopf - richtung), erklärt mehmet wie das aufnehmen funktioniert. er fragt ihn auch, ob er einen beat dabei hat. "einen was?" wundert sich mehmet. zum glück gibt es in der jugendwerkstatt "vorlagen". dann kann es ja losgehen. mehmet hat große probleme seinen eigenen text auch nur halbwegs flüssig vorzutragen. er hat nicht die geringste ahnung was taktgefühl sein soll und das ist noch nicht das schlimmste. jan unterbricht mehmet kurz vor schluss. er hat nicht viel verstanden (mein mann und ich vor dem tv auch nicht), aber das was er verstanden hat, wort/-satzfetzen ("ich fahre mit meinem deier bmw durch neukölln und f.. euch h..söhne in den a; ihr seid ganz unten und ich bin jetzt ganz oben; was man, was willst du? die mädels gehören mir u.s.w.), verwirrt ihn und drängen eine frage auf, die jan auch sogleich stellt "was ist die aussage? wohin willst du mit deinen songs? wo ist der zusammenhang innerhalb des textes, oder besteht er nur aus aneinandergereihten wörtern und sätzen, die du bei bushido hörst?" mehmet ist ein wenig überrascht (er dachte, glaub ich, der song würde bei jan genauso gut ankommen, wie bei seinen kumpel. in seiner clique ist er nämlich der chefrapper und wenn es jemand nach oben schaffen kann, dann mehmet. da sind sich alle sicher.). was meint jan? jan erklärt ihm das rappen, songs schreiben, harte arbeit ist. er müsste viel mühe und herzblut hineinstecken. aber die wichtigsten punkte seien ein konzept haben, einen rahmen schaffen und auch in ihm bleiben und: du musst wissen, was du denkst, der welt zu sagen zu haben! ganz wichtig. immer einen fetzen dort, ein stückchen hier abschauen setzt sich nicht durch. für die hörer ist dies dann nur die schlechte kopie, (ein misslungener versuch) der "großen".

* die namen sind geändert

auf was will ich mit dieser, zugebenerweise, langen einleitung hinaus?
der ein oder andere mag es schon erraten haben.. es geht um blogs. allerdings keine spezifische richtung, sondern spartenübergreifend. wenn ich abends, so zum "runterkommen", noch ein bisschen durch das world wide web surfe, lande ich immer wieder auf blogs wo ich mich frage: "warum hat diese person einen blog?"
genauso wie bei mehmet* ist absolut kein konzept, keine richtung, nichts erkennbar. ich meine damit nicht, das mädels, die täglich ihre outfits posten, nicht auch mal ein buch vorstellen dürfen oder kochen oder oder oder (nur ein beispiel. ich sehe diese art von blogs sowieso nicht als mode- oder fashionblog, sondern als lifestyleblog, wo eben (auch) der tägliche style präsentiert wird. aber darum geht es jetzt ja gar nicht.)..
ich meine damit blogs, wo du siehst, die/der blogger/in tingelt in der welt der blogs rum und wenn was gefällt, wird es auf den eigenen blog gestellt. das an sich ist auch nicht verwerflich (verwerflich ist das sowieso alles nicht). wenn ich auf blog xy eine tolle fotostrecke, ein lustiges youtube-video oder einen interessanten link finde und ihn gerne mit meinen lesern teilen will, dann wird die quelle verlinkt und das ganze kommt auf den eigenen blog. wenn ich aber ständig "alles" nachmache, oft auch ohne quelle, muss ich mich nicht wundern, wenn es niemanden interessiert (oder eben sehr wenige). meiner meinung nach sieht man es blogs auf dem ersten, spätestens zweiten blick an, ob sie ein konzept haben, ob viel mühe hineingesteckt wird oder ob die posts auf eigenen ideen basieren. und nur dann ist ein blog - vorsicht eigene meinung - lesenswert.
**grad' hat blog xy eine "phase" in der sie öfter mal tiefgründige (oder auch nicht. das ist geschmackssache) gedichte den outfitposts beifügt. das kommt da gut bei den lesern an. mach ich jetzt auch. ottina mustermann von blog öä (und auch viele andere blogger/innen) haben sich jetzt diesen mus-have-hut gekauft. ich stehe da gar nicht so drauf, aber kommt ebenfalls gut an, gekauft und präsentiert.**
wisst ihr was ich meine?
heutzutage ist es so normal einen blog zu haben, wie früher einen hamster. leider haben nicht alle dieser mädels und jungs wirklich ahnung was sie damit eigentlich wollen/bezwecken. eine kleine internetberühmtheit werden? wenn du nicht in läster-foren diese prominenz erreichen willst, dann brauchst du ein konzept und noch viel wichtiger: etwas zu sagen (was von dir kommt)!

ich hoffe, ihr versteht mich richtig. gleich wird es hell und die vögel piepsen. habe die nacht durchgeschrieben und bin mir nicht ganz sicher, ob ich mich immer verständlich ausgedrückt habe. aber ich erkläre gern eventuelle missverständnisse und freue mich wirklich auf gepflegte diskussionen.

p.s.: weil es beim vorherigen post soo gut geklappt hat, würde ich mich wieder sehr sehr doll über die meinung meiner sonst eher stillen leser freuen!

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich glaube die Reportage habe ich auch gesehen. Oder eine ähnlich, das Thema widerholt sich ja auch oft ^^

Zu deiner eigentlichen Frage. Diese "Blogs ohne eigene Ideen" werden m.M.n. sehr häufig von jungen Mädchen geführt. Die wahrscheinlich auch noch nicht wissen was sie damit bezwecken. Klar dann stellt sich die Frage warum sie einen Blog führen, aber ganz ehrlich. Als ich 13 war habe ich auch fast alles kopiert. "Ohh Schlaghosen sind modern, jetzt muss ich auch welche tragen damit ich cool bin." :D
Mit den Blogs ist es wahrscheinlich auch so. Aber man muss ja nicht alles lesen was man so sieht. Oft fällt mir auch auf das solche Blogs garnicht lange existieren.

Ich habe zum Beispiel auch kein Konzept. Allerdings will ich auch nicht berühmt werden oder so. Ich habe einfach so lange Blogs gelesen das ich mir irgendwann gedacht hab, jetzt schreibe ich auch einen. Mir macht es Spaß und gut ist. Steht vermutlich auch kein Sinn dahinter.

makel(los) hat gesagt…

@emily:
das stimmt, ich denke auch das diese blogs zumeist von (sehr) jungen mädchen geführt werden. so meinte ich auch das es heute ja fast zur norm (ach, mir fällt grad kein besseres wort ein..) gehört einen blog zu haben. viele (junge) leute erstellen einfach einen, ohne so genau zu wissen warum eigentlich.
deinen blog würde ich zu einem privatblog zählen. du erzählst von dir selbst, öfter mal kommen ein paar outfits, wir erfahren wie deine tage waren, was du so gemacht hast. das ist ja eigenlich schon ein konzept. also unter dieser kategorie würde ich die meisten blogs, die ich bis jetzt so kennengelernt habe, zählen. auch wenn viele davon sich eher als fashion oder modeblog bezeichnen (ich hatte ja erzählt, wie ich das sehe).
aber deine einträge sind jetzt auch nicht nur 2 sätze lang. alles andere ist ja geschmackssache.

vielen dank für deine meinung!

(ich hoffe mal wieder, das man meine antwort jetzt kapieren kann. ich bin einfach soooo müde und verplant grad' ;) ).

steph hat gesagt…

hey, ich muss sagen, dass ich es immer sehr cool finde, wenn ein blog einen wiedererkennungswert oder aufhänger hat. trotzdem ist ein blog keine statische sache. ich persönlich hab damit angefangen, weil mir jemand einen blog geschenkt hat: damit ich etwas dokumentieren kann, womit ich mich ziemlich viel zeit verbringe (der arbeitstitel lautete da noch: näherey). ich hab immernoch kein wirkliches konzept und es landen auch andere dinge auf der seite, aber ich find's cool, dass ich damit angefangen habe und dass ich ne plattform hab, auf der ich mein persönliches konzept entwickeln und mich ausprobieren kann. ich denke, dass das bei vielen blogger-anfängern so ist und bin deshalb immer dafür, erstmal loszumachen- auch ohne genau festgelegtes konzept und auf die gefahr hin, dass man sich in zwei jahren denkt: alter, was hab ich mir dabei gedacht.! grüßle steph

Sassy hat gesagt…

Ich finde es immer wieder gut, wenn sich Blogger selbstkritisch über die sogenannte "Szene" äußern.
Und ich stimme Dir zu, dass viele Blogs keinen wirklich Inhalt bzw kein Konzept haben.
Ich mein, es ist natürlich einfach, sich alle 2 Tage zu fotographieren und dass dann einfach hochzuladen, wobei ich häufig den Eindruck habe dass es da eher um phishing for compliments geht.
Was mich auch nervt, sind Kommentare auf den bekannteren Blogs wo dann jeder Zweite schreibt "oooh das ist aber ein bezauberndes kleidchen" oder "sehr schönes outfit" vorzugsweise mit Blogadresse direkt hingerher. Und gerade bei diesen Blogs ist mir aufgefallen, dass die sich im Aufbau und Inhalt alle seeeehr stark ähnlen.
Wer viele Leser haben möchte, muss halt was eigenes, authentisches präsentieren und nicht 0-8-15-Kram.

antonia hat gesagt…

Blogs ohne Konzept lese ich nicht. Man klickt eher drauf, um wie du sagst, es sich anzuschauen, drüber zu schmunzeln. Aber diese ganze Blogger-Welt ist schwierig. Mir selbst fällt es schwer, an einem Konzept dran zu bleiben. Und auch Blogs, die ein Konzept haben, aber diesen typischen Blogger-Stil präsentieren, langweilen mich. Individualität und Kreativität ist meist erst auf dem zweiten Blick erkennbar - und da fehlt es vielen, auch denen, die ein Konzept haben. Gerade beim Modestil. Und es ist schwierig, seit es Blogs (in so einer hohen Zahl) gibt, fühlt sich jeder - selbst 14-Jährige - befähigt, über die neue Alexander-McQueen-Kollektion zu schreiben. Das dahinter aber viel mehr steckt, auch ein Konzept, und vor allem Ahnung, vergessen die meisten. Es ist ein schwieriges Thema. :)

Lena hat gesagt…

Also ich sehe das Ganze nicht so ernst. Internetblogs sind zum Spaß und zur Unterhaltung da. Konzept hin oder her, man möchte damit ja in der Regel kein Geld damit verdienen. Blogs sind dazu da, sie oft die Zeit zu vertreiben oder der Welt irgendwas mitzuteilen. Oft sind die Themen subjektiv, die von dir vielleicht als nicht lesenswert gesehen werden.
Nachmachen hin oder her, man inspiriert sich doch überall. Du zum Beispiel surfst eine Menge durch die Gegend und findest Dinge, die du toll findest. Zum Beispiel wie diese Liste da unten.
Ich finde das alles aber nicht so wild, jeder kann das bloggen, was er gerne möchte. Mit oder ohne Konzept. Und ob man wenige oder viele Leser hat ist doch eher sekundär. Wichtig ist nur, dass man das postet, was einen selbst beschäftigt. Ob Leute zum Beispiel meine Posts lesen ist mir nicht wichtig, habe ich das Gefühl schreiben zu müssen, dann schreibe ich. Habe ich Lust zu fotografieren, dann fotografiere ich.
Ob ich eine Fotoidee von einem anderen Blog geklaut habe und selbst ausprobieren möchte, ist das ziemlich legitim.
Und ob jemand wild durch die Gegend postet, in zwei Wochen keine Lust mehr zu posten hat. Who cares?!

Anonym hat gesagt…

Hallihallo :-)

Ich glaube, für junge Menschen ist es immer normal, Dinge zu kopieren, die "angesagt" sind. Sie müssen oft erst noch lernen, sich eine eigene Identität zu schaffen, die sich von anderen abgrenzt und abhebt. Im Moment sind Blogs als Kommunikationsplattform sehr populär, aber sie bieten auch die Möglichkeit, sich selbst darzustellen. Und sich selbst darzustellen ist ja auch ein eigener Trend für sich (siehe meinvz und co .... wo jeder so viele Fotoalben reinpappt, bis auch jeder Idiot weiß, wie cool das eigene Leben ist). Oder man möchte einfach "dazu gehören". Einen Blog zu schreiben verbuche ich oft persönlich als "sich ausprobieren".

Umso schöner ist es dann, wenn man im Dschungel des Internets plötzlich einen Blog findet, der sich abhebt und wirklich was zu "sagen" hat. Aber das ist wie mit dem echten Leben: Ständig wird sich gegenseitig kopiert, wie oft strahlt eine Person aus der Mitte all dieser Menschen heraus? Wie oft finden wir uns jemanden gegenüber, der tatsächlich eine Botschaft und was zu sagen hat? Ich würd behaupten, nicht so oft :-)

Liebe Grüße!

Lori hat gesagt…

Hallo M.

Naja es ist das www und jeder will sich einen Platz erhaschen. Manche machen daraus etwas ganz persönliches, andere lassen dort ihren Frust aus oder posten Sachen, die ihnen gefallen. Und die meisten führen einen Blog einfach als ihr Tagebuch, wo sie halt über ihr Leben schreiben.

Ich blogge nun mittlerweile auch schon 3-4 Jahre. Und das auch noch in mehreren Blogs zu verschiedenen Themen. Je nach Lust und Laune und was gerade so los ist bei mir. Viele wollen bestimmt auch ein Stück Aufmerksamkeit und das sollen sie auch haben, wenn es ihnen im Real Life nicht reicht.

Aber spielt es eine Rolle, ob sie damit etwas bezwecken? Wenn es ihnen Spass macht und sie sich dabei gut fühlen, haben sie meinen Segen ;-)

Liebe Grüsse
Lori

makel(los) hat gesagt…

ich danke euch allen für eure kommentare!
ich habe sie alle aufmerksam gelesen und in den nächsten tagen werde ich auch auf jedes einzelne eingehen. dafür fehlt mir jetzt grad einfach die kraft. ihr könnt es euch ja denken ;)